Emanuele Tiburzio mit Alice Huth: Junior, der Lebensretter

Prolog

Am Anfang war nicht der Krebs. Weder beginnt meine Geschichte mit ihm, der mich unvorbereitet traf und von heute auf morgen alles veränderte, noch geht sie mit ihm zu Ende.

Der Krebs fraß sich in meine Eingeweide, ein Parasit, ein Monster. Er quälte mich, verunstaltete mich, er machte mich zu einem fremden Wesen, dessen Anblick ich fürchtete. Verhangene Spiegel, Schmerz und Angst. Ein Albtraum, aus dem es kein Erwachen gab.

Der Krebs stellt auch die Liebe auf die Probe. Er trifft dich ins Herz und bringt dich um den Verstand. Er will dich aus allem lösen, was dich am Leben hält. Irgendwann flüstert er dir zwei Sätze ein, die so furchbar sind, dass du sie nicht einmal dem Menschen sagst, den du am meisten liebst: "Gib auf. Was hält dich noch?"

Um ein Haar hätte der Krebs mich gebrochen, er wollte mich umbringen, doch es ist ihm nicht gelungen. Ich bin noch da. Der Krebs wird sich nicht auf diesen Seiten breitmachen, und falls er meint, diese Geschichte gehöre ihm, so will ich sie ihm entreißen, genauso, wie wir ihm mein Leben entrissen haben. Nur wird es mir diesmal eine Freude sein.

Wir, das sind Walter, der Mensch, dem seit Jahren mein Herz gehört, ich und eine fünfjährige französische Bulldogge mit schwarzen Flecken: Junior, mein Lebensretter. Diese Geschichte widme ich ihnen beiden, einem Mann und einem Hund. Es ist eine Geschichte über Freundschaft. Darüber, dass es sich lohnt, Ja zum Leben zu sagen, auch wenn du schon das Ende kommen siehst.

München: mvg 2015. ISBN: 978-3-86882-651-7

Zeitungsente, die [ugs.]; eine durch die periodische Presse verbreitete, meist lächerliche Unwahrheit.
Pierer's Lexicon, 1865